Zum Hauptinhalt springen
August 20, 2025

Vergleich von Hochwasservorhersage- und Frühwarnsystemen in der Region Benelux+

Wir sprachen mit Tim Busker und Jeroen Aerts vom Institut für Umweltstudien (IVM) der VU Amsterdam über ihre bevorstehenden Forschungsarbeiten im Rahmen unseres Programms. 

 

Hallo Tim und Jeroen, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, mit uns zu sprechen. Könnten Sie den Lesern etwas über Ihre Arbeit und die Rolle Ihres Instituts erzählen? 

Tim: Natürlich. Ich bin als Postdoc tätig und konzentriere mich auf Frühwarnsysteme und vorausschauende Maßnahmen bei Überschwemmungen und Dürren. Im Rahmen des JCAR-ATRACE-Programms leite ich die Vergleichsstudie zu Hochwasservorhersage- und Frühwarnsystemen (FFEWS) in der Region Benelux+. 

 

Am Institut für Umweltstudien (IVM) modellieren wir Überschwemmungen und die Auswirkungen von Anpassungsoptionen, wie z. B. naturbasierte Lösungen wie Rückhaltebecken und Wiederaufforstung sowie prognosebasierte Maßnahmen wie das Aufstellen von Hochwasserschutzbarrieren. Meine Arbeit umfasst die Vorhersage von Überschwemmungen und die Simulation von Prozessen mithilfe von Computermodellen, wodurch wir unsere Fähigkeit verbessern, rechtzeitig Warnungen auszugeben und Reaktionsstrategien zu optimieren. 

Das IVM ist ein interdisziplinäres Institut, das Erkenntnisse aus den Bereichen Klima, Hydrologie, individuelles Verhalten und Politik zusammenführt. Unser Ziel ist es, die Kluft zwischen natürlichen Prozessen und gesellschaftlichen Auswirkungen zu überbrücken und letztlich eine bessere Vorsorge und Intervention gegen Überschwemmungen und Dürren zu fördern. 

 

Jeroen: Ich bin Professor und auf Wasser- und Klimarisiken spezialisiert. Mein Schwerpunkt liegt insbesondere auf extremen Wetterereignissen wie Überschwemmungen. Meine Forschung umfasst nicht nur die Quantifizierung der mit Überschwemmungen verbundenen Risiken, sondern auch die Erforschung wirksamer Strategien zur Minderung dieser Risiken. Ein entscheidender Aspekt des Hochwasserrisikomanagements ist die Einführung von Frühwarnsystemen. Hier in den Niederlanden verfügen wir beispielsweise über Infrastrukturen wie Dämme und Pumpstationen, aber es gibt zahlreiche zusätzliche Maßnahmen, die ergriffen werden können, um die Widerstandsfähigkeit gegen Überschwemmungen zu erhöhen. Die Frühwarnung ist ein wesentlicher Bestandteil dieser Strategie. 

 

Lassen Sie uns über Ihr Manuskript sprechen. Könnten Sie es uns in ein paar Sätzen zusammenfassen? 

Tim: Wir haben eine vergleichende Studie über Frühwarnsysteme für Überschwemmungen in den Benelux-Ländern und den deutschen Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz durchgeführt. Während sich viele bestehende Forschungsarbeiten auf die Vorhersage konzentrieren, verfolgt unsere Studie einen innovativen Ansatz, indem sie die gesamte Warn- und Reaktionskette untersucht. Wir wollen verstehen, wie Frühwarnungen in wirksame Maßnahmen umgesetzt werden, und die Lücken in diesem Prozess identifizieren. Um mehr darüber zu erfahren, haben wir Interviews mit Meteorologen und Einsatzkräften geführt, um die Wirksamkeit dieser Systeme in den verschiedenen Ländern zu bewerten. 

 

Jeroen: Eine Empfehlung, die sich daraus ergab, ist, dass Warnungen über die bloße Angabe von Niederschlags- oder Wasserständen hinausgehen müssen. ExpertInnen schlagen vor, Informationen über potenzielle Schäden und erwartete Auswirkungen von vorhergesagten Überschwemmungen einzubeziehen. So vermittelt beispielsweise die Vorhersage eines Wasserstands von drei Metern möglicherweise nicht genügend Kontext. Sind drei Meter bedenklich? Sind vier Meter erheblich schlimmer? 

 

Eine Empfehlung, die sich daraus ergab, ist, dass Warnungen über die bloße Angabe von Niederschlags- oder Wasserständen hinausgehen müssen.

 

 

Tim: Genau. Krisenhelfer benötigen spezifische Informationen, z. B. ob ihre Feuerwache betroffen sein wird und ob sie in Notfällen noch Zugang zu bestimmten Gebieten haben. Ein Wasserstand von zwei Metern birgt andere Risiken als drei Meter; wenn Sandsäcke nur bis zu einer Höhe von zwei Metern aufgestellt werden, sind sie bei drei Metern nun mal nutzlos. 

 

Außerdem möchten die Einsatzkräfte wissen, welche Krankenhäuser und Straßen wahrscheinlich überflutet werden. Informationen über die erwarteten Auswirkungen steigender Wasserstände sind für ihre Planung von entscheidender Bedeutung. Derzeit hat die Region Flandern Fortschritte bei der Vorhersage der Ausdehnung und Tiefe von Überschwemmungen erzielt, aber es fehlen noch klare Schwellenwerte für die Ausgabe von Warnungen. Insgesamt ist der Übergang zu wirkungsbasierten Vorhersagen entscheidend. Krisenmanager betonen, dass diese Art von Informationen für ihre Einsätze von großer Bedeutung ist. Prognosespezialisten weisen jedoch auf die Herausforderungen bei der Bereitstellung derart detaillierter Erkenntnisse hin. 

 

 

Sie haben diese Forschung im Rahmen des JCAR ATRACE-Programms durchgeführt. Wie passt diese Art von Forschung Ihrer Meinung nach in das Programm? Hatten Sie Vorteile dadurch, dass Sie Teil dieser Community waren? 

Tim: Ich glaube, das JCAR-ATRACE-Programm zeichnet sich durch seinen einzigartigen grenzüberschreitenden Bottom-up-Ansatz aus, wodurch es sich von typischen EU-Projekten unterscheidet. Das Projekt wird von Stakeholdern in Ländern definiert, die Flusssysteme teilen: EntscheidungsträgerInnen und Forschende haben gemeinsam Forschungsfragen definiert, die der Politik dienen. Starke Bemühungen um Öffentlichkeitsarbeit haben mir sehr geholfen; JCAR ATRACE war den Leuten oft ein Begriff, was es einfacher machte, Interviews zu bekommen. Ich hatte keine Probleme, mit über zehn Organisationen in Kontakt zu treten, die bereit waren, über ihre Arbeit zu sprechen, was vor allem dem umfangreichen Netzwerk von JCAR in zahlreichen Ländern zu verdanken ist. Unsere Zusammenarbeit als große Gruppe von AutorInnen erleichterte auch die Unterstützung und Beiträge auf breiter Front. 

 

Jeroen: Grenzüberschreitende Zusammenarbeit ist von entscheidender Bedeutung, insbesondere für kleinere Flusssysteme, da der Informationsaustausch bei Krisen wie extremen Regenfällen von entscheidender Bedeutung ist. JCAR spielt eine Schlüsselrolle, indem es eine Plattform für den Aufbau langfristiger Beziehungen und Netzwerke bietet, die die Zusammenarbeit fördern. Diese Initiative ist einzigartig in ihrer Fähigkeit, die notwendigen Verbindungen zu fördern, und ich habe auf beiden Seiten der Grenze große Begeisterung gesehen, was die Bedeutung gemeinsamer Daten unterstreicht. Darüber hinaus hat sich die Kombination aus langfristiger, eingehender Forschung und kürzeren Studien als wirksam erwiesen, um schnelle Ergebnisse zu erzielen. 

 

Sie möchten mehr erfahren? Das gesamte Interview finden Sie in unserem Magazin.