Der Klimawandel und sozioökonomische Entwicklungen werden die Risiken von Überschwemmungen und Dürren weltweit verschärfen. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, müssen Investitionen in Anpassungsstrategien deutlich erhöht werden. Unsere jüngste Sitzung auf der Generalversammlung 2025 der European Geosciences Union (EGU) hob die entscheidende Bedeutung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit bei Anpassungsmaßnahmen hervor und zog Lehren aus den jüngsten Katastrophen wie den Überschwemmungen in Westeuropa im Jahr 2021. Wir sprachen mit Tim Busker und den Doktorandinnen Heather Murdock und Veerle Bril über die Veranstaltung.
Die von Tim im Rahmen der JCAR ATRACE-Initiative einberufene Sitzung, an der Sergiy Vorogushyn, Davide Zoccatelli, Daniela Rodriguez Castro und Thijs Endendijk als Mitveranstalter teilnahmen, verkörperte den Geist des grenzüberschreitenden Wissensaustauschs und der Zusammenarbeit von JCAR ATRACE. Sie brachte ForscherInnen zusammen, die sich mit Überschwemmungen, Dürren und Mehrfachrisiken befassen, und betonte die Notwendigkeit integrierter Ansätze für ein grenzüberschreitendes Wassermanagement.
Hydrologische Systeme wie Flusseinzugsgebiete überschreiten oft administrative Grenzen, sei es auf Bundes- oder nationaler Ebene. Die derzeitige Zusammenarbeit über diese Grenzen hinweg ist jedoch nach wie vor unzureichend. Maßnahmen flussaufwärts können unbeabsichtigt die Risiken für flussabwärts gelegene Länder und Gemeinden erhöhen, und wirksame Frühwarnsysteme sind in hohem Maße von genauen Echtzeitdaten aus den flussaufwärts gelegenen Gebieten abhängig – Daten, deren Weitergabe sensibel sein kann. Darüber hinaus profitieren Notfallmaßnahmen in hohem Maße von internationaler Zusammenarbeit; mangelndes Verständnis und mangelnde Zusammenarbeit über Grenzen hinweg behindern die Entwicklung wirksamer Anpassungsstrategien und -maßnahmen.
Wichtige Themen
Ziel der Sitzung war es, unser Verständnis des Hochwasser- und Dürremanagements in grenzüberschreitenden Kontexten, einschließlich internationaler Flussgebiete, Grundwasserleiter und Stauseen, zu vertiefen. Die ForscherInnen untersucthen verschiedene Aspekte des Katastrophenrisikominderungszyklus auf verschiedenen räumlichen Ebenen – international, regional und lokal. Tim bemerkte: „Die Vielfalt war bemerkenswert, mit Beiträgen aus verschiedenen Teilen der Welt, von der Maas bis zum Horn von Afrika.“
Zu den wichtigsten Themen gehörten:
- Risikoanalyse: Untersuchung der Dynamik von Hochwasser- und Dürrerisiken in kleinen und großen internationalen Flusseinzugsgebieten mit Schwerpunkt auf der Kosten-Nutzen-Dynamik zwischen Ober- und Unterlaufgebieten.
- Prognose- und Frühwarnsysteme: Entwicklung und Verbesserung von Frühwarnsystemen zur Verbesserung der Katastrophenvorsorge.
- Sozioökonomische Folgenabschätzungen: Durchführung von Studien zu den sozioökonomischen Auswirkungen von Katastrophen, um menschliches Verhalten, Katastrophenschäden, Reaktionen und Wiederaufbau besser zu verstehen.
- Governance und integrierte Wasserbewirtschaftung: Bewältigung von Herausforderungen und Chancen im Bereich der Governance für grenzüberschreitende Grundwasserleiter und Flussgebiete.
- Naturbasierte Lösungen: Umsetzung und Bewertung der Wirksamkeit naturbasierter Lösungen, einschließlich ihrer positiven Nebeneffekte für das Hochwasser- und Dürremanagement.
- Fallstudien: Vorstellung erfolgreicher Fallstudien zur internationalen Zusammenarbeit im Hochwasser- und Dürremanagement, um bewährte Verfahren und Erfahrungen auszutauschen.
Heather Murdock von der Universität Potsdam, die zu den Referenten gehörte, teilte ihre Eindrücke mit: „Die Sitzung zeigte innovative Ansätze für den Umgang mit grenzüberschreitenden hydrologischen Risiken auf und bot einen wertvollen Rahmen für den Austausch über Forschungsmethoden. Von der Bewertung von Klimaschutzaspekten für das grenzüberschreitende Hochwasserrisikomanagement bis hin zu Anpassungsmaßnahmen auf verschiedenen Ebenen haben die Vorträge meiner Meinung nach deutlich gemacht, wie vielschichtig dieses Thema ist.“
Heather Murdock auf der EGU 2025
Forschung im Fokus
In ihrem Vortrag analysierte Heather anhand von Daten aus Haushaltsbefragungen die Hochwasservorhersage-, Warn- und Reaktionssysteme in Deutschland und Belgien während der Überschwemmungen im Juli 2021. Mithilfe logistischer und linearer Regressionsmodelle untersucht die Studie wichtige Faktoren, die Einfluss darauf hatten, ob Menschen eine Warnung erhielten und wussten, wie sie sich und ihr Eigentum schützen konnten. Die Ergebnisse zeigen sowohl Gemeinsamkeiten als auch bemerkenswerte Unterschiede zwischen den beiden Ländern. Sowohl in Deutschland als auch in Belgien waren die am stärksten betroffenen Haushalte seltener gewarnt worden, und nur wenige Befragte hatten mit einem so schweren Ereignis gerechnet.
Veerle Bril präsentiert ihre Ergebnisse
Zu den Höhepunkten gehörte ein Vortrag von Veerle Bril von der VU Amsterdam über das Einzugsgebiet der Geul, der Teil des von der NWO finanzierten Projekts „Future Flood Risk Management Technologies“ ist. Veerle entwickelte ein gekoppeltes Modell (GEB), das Hydrologie, Hydrodynamik und Schadensbewertung integriert, um sowohl Anpassungsmaßnahmen auf Gebäudeebene (Trocken- und Nassschutz) als auch naturbasierte Lösungen (z. B. Wiederaufforstung, Umwandlung von Ackerland zu natürlicher Graslandschaft) zu bewerten. Die Ergebnisse zeigten, dass naturbasierte Lösungen das Ausmaß der Überschwemmungen bis zu 12 % und die Wassertiefe um 10 % reduzieren können, während Trockenschutzmaßnahmen die Schäden um bis zu 95 % verringern können. Eine Kosten-Nutzen-Analyse ergab, dass fast alle Maßnahmen wirtschaftlich tragfähig sind, was die Bedeutung adaptiver Strategien in grenzüberschreitenden Kontexten weiter untermauert.
Die vollständige Liste der Vorträge finden Sie hier.
Möchten Sie mehr über die Forschung von Veerle und Heather oder andere Referenten unserer EGU-Sitzung erfahren? Bitte wenden Sie sich an Tim Busker.
Bemerkenswert ist, dass dies die einzige Sitzung der EGU 2025 war, die sich speziell mit dem grenzüberschreitenden Management von Überschwemmungen und Dürren befasste. Sie unterstrich die Notwendigkeit gemeinsamer Anstrengungen bei der Bewirtschaftung der Wasserressourcen und der Abschwächung der Auswirkungen des Klimawandels. Durch die Förderung der internationalen Zusammenarbeit und den Austausch von Wissen können wir wirksamere und nachhaltigere Anpassungsstrategien entwickeln, um Gemeinden vor den zunehmenden Gefahren durch Überschwemmungen und Dürren zu schützen.